In Zeiten von Preissteigerungen in etlichen Bereichen sind Menschen mit hohem Gehalt klar im Vorteil. Gut bezahlt werden aber nicht nur Berufe wie Arzt oder Anwalt. Auch Ausbildungsberufe können einen guten Verdienst bieten, manche sind aber unter Arbeitssuchenden kaum gefragt.
Das bedeutet: Auch Quereinsteiger haben hier Chancen. Das Portal für Arbeitgeberbewertungen Kununu hat die Gehaltsangaben seiner Nutzer*innen genau unter die Lupe genommen. Diese sieben ungewöhnlichen Jobs mit Top-Gehalt sind bei der Analyse herausgekommen.
Unbeliebte Berufe mit gutem Gehalt - über 85.000 Euro im Jahr?
Wer einen zukunftssicheren Beruf sucht und nichts gegen Feiertagsdienste hat, könnte bei der Kirche das Richtige finden. Zwar würden Pfarrer*innen ihre Arbeit eher als Berufung statt Beruf bezeichnen - sie verdienen aber trotzdem ordentlich. Laut Kununu können Geistliche bis zu 85.200 Euro Brutto im Jahr bekommen. Das Durchschnittsgehalt liegt den Angaben des Portals zufolge bei 53.700 Euro.
Möglicher Grund für die überdurchschnittliche Bezahlung könnte die lange Ausbildungszeit sein: In der katholischen Kirche sind es mindestens sieben Jahre bis zur Priesterweihe, acht bis zum tatsächlichen Abschluss der Ausbildung. In der evangelischen Kirche dauert es sogar noch länger. Der Vorteil am Pfarrberuf ist dafür aber die Sicherheit, denn beiden Kirchen mangelt es an Nachwuchs. Dazu kommt, dass die ausgeschriebenen Stellen zumeist unbefristet sind und eine Dienstwohnung gestellt wird.
Ein Job in der Kirche ist allerdings nicht für jeden etwas. Wie wäre es stattdessen beim Fernsehen? Der Beruf Fernseh-Planer*in wird mit einem Jahresgehalt von bis zu 81.700 Euro Brutto vergütet. Wie zukunftssicher dieser Beruf ist, ist jedoch fraglich. Denn Fernseh-Planer*innen sind für die Zusammenstellung des TV-Programms verantwortlich, quasi die Grundlage für Fernsehzeitungen. In den Zeiten von Netflix, Amazon Prime und Co. wird lineares Fernsehen leider zunehmend verdrängt - die Tage der Fernseh-Planer sind damit wohl auch gezählt.
Ungewöhnliche Berufe im Gehalts-Check: Das verdienen Metzger und Abschlepper
Ein Handwerk scheint dagegen sicherer, zumal die Branche ebenfalls dringend nach Fachkräften sucht. Ein vielversprechendes Gehalt bietet dabei der Beruf Metzger*in. Das Spitzengehalt liegt hier laut Kununu bei 49.700 Euro Brutto. Der Trend geht immer mehr zum bewussten Fleisch-Konsum, regionale Produkte aus artgerechter Haltung sind gefragt. Dabei zahlen die Menschen lieber etwas mehr Geld für bessere Qualität. Die Arbeit als Metzger*in ist aber auch sehr anstrengend und nichts für schwache Nerven. Auch die Gehaltsspanne sollte beachtet werden. Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt bei 33.900 Euro und kann je nach Arbeitgeber und Erfahrung zwischen 24.700 und den genannten 49.700 Euro liegen. Es spielt ebenso eine Rolle, ob im jeweiligen Betrieb Tarifverträge gelten oder nicht.
Für Quereinsteiger könnte ein Job als Abschlepper*in reizvoll sein. Sie beseitigen Falschparker oder Pannenfahrzeuge und arbeiten zum Beispiel für den ADAC, Ordnungsämter, Versicherungen oder Werkstätte. Eine Ausbildung dafür gibt es nicht, es müssen aber dennoch einige Voraussetzungen erfüllt werden. Wie die Arbeitsagentur angibt, ist ein Führerschein für Abschleppfahrzeuge notwendig, also mindestens die Klasse CE. Zudem erwarten die Firmen eine gewisse technische Vorbildung, zum Beispiel eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker*in. Der Quereinstieg aus anderen technischen Berufen ist aber auch möglich.
Das Einstiegsgehalt ist mit 22.500 Euro Brutto nicht besonders berauschend. Mit etwas Berufserfahrung und einem größeren Arbeitgeber lässt es sich aber bis auf 48.500 Euro steigern. Wieso der Beruf nicht sonderlich gefragt ist, lässt sich wahrscheinlich mit den Arbeitszeiten erklären. Denn Abschlepper*innen müssen auf Abruf bereitstehen, der Beruf ist somit größtenteils Auftragsarbeit.
Arbeitskräfte dringend gesucht: Jahresgehalt bei Müllabfuhr und in der Gastronomie
Quereinsteiger können es auch bei der Müllabfuhrversuchen. Wie in so vielen Berufen verdient man allerdings mehr, wenn man die dazugehörige Ausbildung abgeschlossen hat. Berufserfahrung und der Arbeitgeber haben ebenso großen Einfluss auf das Gehalt. Müllwerker*innen verdienen deswegen im Durchschnitt nur 31.300 Euro Brutto, es sind aber auch Spitzengehälter von 46.600 Euro im Jahr möglich.
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Mitarbeitende in der Abfallentsorgung sind meistens bei öffentlichen Einrichtungen, zum Beispiel einer Kommune, angestellt. Dort gelten die Tarife für den öffentlichen Dienst, das Gehalt ist also meist höher als in der Privatwirtschaft. Im öffentlichen Dienst ist dafür aber die Ausbildung wichtiger, um in eine höhere Entgeltgruppe zu kommen. Die Aufstiegschancen sind zudem besser, wenn ihr mehr Zeit in Aus- und Weiterbildung steckt. So verdienen die Fahrer*innen der Müllfahrzeuge mehr, als die regulären Müllwerker*innen - sie haben schließlich einen Lkw-Führerschein gemacht. Abteilungsleiter*innen für Abfallwirtschaft verdienen nochmal mehr. Bei der Berliner Stadtreinigung zum Beispiel liegt ihr Gehalt bei bis zu 91.300 Euro im Jahr.
Menschen mit empfindlicher Nase sind für die Müllabfuhr weniger geeignet. Da riecht es in der Gastronomie besser. Servicekräfte werden derzeit dringend gesucht. Vor allem seit der Corona-Pandemie fehlt es Gaststätten an Personal. Gastro-Jobs sind aber auch ganz schön hart: Arbeit an Wochenenden, Feiertagen und bis spät am Abend, immer nett sein, auch zu unfreundlichen Gästen - die wenigsten können sich das als Vollzeit-Beruf vorstellen. Je nach Region werden die Stellen auch eher als sogenannte Minijobs oder Saisonarbeit ausgeschrieben, die Gehaltsspanne ist deshalb recht weit. Wer sich diesem unbeliebten Job dennoch gewachsen fühlt, kann mit dem richtigen Arbeitgeber und etwas Berufserfahrung gutes Geld verdienen. Auf Kununu wird das höchste Jahresgehalt mit 41.900 Euro angegeben.
Unbeliebt, aber lukrativ: So viel verdient ein Bestatter
Der letzte unbeliebte Beruf auf der Liste ist wahrscheinlich keine Überraschung: Bestatter*in. Wer diesen Job machen will, muss psychisch belastbar sein und Einfühlungsvermögen haben. Zu den Aufgaben gehört nicht nur die Organisation von Beerdigungen, auch die Aufbereitung und Bettung des Leichnams sowie die Beratung der Angehörigen werden übernommen.
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Die hohe mentale Belastung wird dafür ordentlich entlohnt. Bis zu 44.100 Euro verdienen Bestatter*innen. Das durchschnittliche Gehalt beziffert Kununu mit 31.000 Euro. Die Bestattungsbranche lockt zudem mit Zukunftssicherheit.
Es braucht übrigens nicht zwingend eine Ausbildung, um als Bestatter*in zu arbeiten. Wie Das Handwerk informiert, gibt es den Ausbildungsberuf "Bestattungsfachkraft" erst seit 2003. Je nach Betrieb kann aber auch ein Quereinstieg möglich sein, die Voraussetzungen variieren entsprechend.
Kritik und Fazit
Wie verlässlich die Angaben von Kununu zu den einzelnen Berufen sind, ist fraglich. Die Gehälter basieren auf den Angaben der Nutzer*innen, sind also nicht geprüft. Auch auf Facebook erntete das Portal dafür Kritik. Zum einen seien die Spitzengehälter nicht sonderlich aussagekräftig, nur die wenigsten würden tatsächlich so viel verdienen. Zum anderen empfinden viele die Beschreibung "gut bezahlte Jobs" schlecht gewählt. "Ich hab jetzt Gehälter zwischen 70.000 und 100.000 pro Jahr erwartet. 30.000 ist ja ein Witz", kommentiert ein Nutzer. Andere finden es "frech, so etwas als gut bezahlt zu bezeichnen". "Was zur Hölle ist laut eurer Definition denn bitte 'gut bezahlt'?", fragt eine Nutzerin unter der letzten Version des Artikels, die gepostet wurde. "Mit meinem Gehalt als Bürokauffrau bin ich laut eurer Liste ja reich..."
Solltet ihr tatsächlich über einen Berufswechsel nachdenken, ist es also besser, ihr informiert euch vorher gründlich. Checkt das Gehalt in verschiedenen Quellen, um einen Eindruck zu bekommen. Auch Tarifverträge können ein guter Anhaltspunkt sein. Letztendlich sollte aber nicht nur das Gehalt ausschlaggebend sein, sondern auch euere Interessen und Fähigkeiten.
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Author: David Hill
Last Updated: 1702508281
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