Argentiniens Nummer 10 macht das Duell gegen Kroatien fast zu einer Angelegenheit in eigener Sache. Nach dem 3:0 fehlt ihm noch ein Sieg, um mit dem unvergleichlichen Diego Maradona gleichzuziehen.
In der argentinischen Hymne heisst es: «Heil dem grossen argentinischen Volk! / Mögen wir von Ruhm gekrönt leben … / Oder wir schwören ruhmreich zu sterben!»
Hymnen haben das gerne so an sich, dass sie voller Melodrama und Blut sind. Und wenn es um das Argentinien bei dieser Weltmeisterschaft in Katar geht, geht es nicht ums Sterben, es geht um die Krönung, die nächste nach 1978 und 1986, vor allem um die erste von Lionel Messi.
35 ist er seit Juni, Katar ist sein letztes Turnier auf dieser Ebene, hat er selbst angekündigt. Und jetzt ist er noch einen Schritt davon entfernt, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Nach dem 3:0 im Halbfinal gegen Kroatien steht Argentinien im Final vom kommenden Sonntag, zum insgesamt fünften Mal.
Messi gegen Mbappé oder Marokko wird es dann heissen, an diesem Dienstag heisst es Messi gegen Modric, und der Argentinier gewinnt den Vergleich, ohne dass der kroatische Überspieler wirklich Einfluss auf den Auftritt seiner Mannschaft hat. Messi ist es, der den Unterschied macht.
Was für ein Elfmeter!
Eine halbe Stunde plätschert das Geschehen vor sich hin, es ist schrecklich langweilig, weil die Kroaten nichts zulassen und den Argentiniern nichts einfällt.
Ein harmloser Distanzschuss von Fernandez ist schon ein Höhepunkt, weil es wenigstens ein Ball ist, den Kroatiens Goalie Livakovic abwehren muss. Modric trägt einen müden Freistoss zur Unterhaltung bei. In der 32. Minute kriegt das Spiel endlich Leben, Argentinien kontert, Kroatien lässt sich auskontern, und am Ende der Aktion wird Alvarez von Livakovic weggeräumt.
Elfmeter gibt es für Argentinien, wie schon im dritten Gruppenspiel gegen Polen und im Viertelfinal gegen die Niederlande. Gegen Polen verschoss Messi, es blieb ohne Folgen, weil Argentinien trotzdem gewann und den Achtelfinal erreichte. Gegen die Niederlande gelang ihm das 2:0; und im Elfmeterschiessen legte er mit einem erfolgreichen Versuch nach.
Jetzt also im Halbfinal ist inzwischen die 34. Minute angebrochen, la pulga, der Floh, hat sich den Ball zurechtgelegt. Es ist sein 171. Spiel für sein Land, 95 Tore hat er schon erzielt. Und anders als gegen die Niederlande täuscht er den Goalie nicht mit einem fein geschobenen Ball. Diesmal wuchtet er den Ball unter die Latte – genauso eben, wie es wohl Harry Kane am Samstag gegen Frankreich gewollt hätte. Livakovic ist chancenlos, wie es jeder Goalie gewesen wäre, Messi mit seinen 1,69 m ist obenauf.
Endlich ist der Match von Leben erfüllt. Der eigentliche Höhepunkt wird erst noch folgen. Zuerst dürfen die Kroaten noch einen Eckball treten, sie machen das nicht gut und geraten in einen Konter des Favoriten. Julian Alvarez, dieser junge Stürmer von Manchester City, setzt am eigenen Strafraum zum Sprint an, und als er an der Mittellinie an den Ball kommt, ist er nicht mehr zu halten, nicht von Brozovic, von Gvardiol und Sosa, schliesslich auch nicht von Livakovic. Am Ende seiner Willenshandlung steht das 2:0. Das ist fünf Minuten nach Messis Elfmeter.
Die Kroaten haben bis zu diesem Tag Erstaunliches geleistet, sie haben sich dank einer wunderbaren Mischung aus Willenskraft, Qualität und Erfahrung so weit vorgekämpft, zum dritten Mal in der Geschichte ihres jungen Landes nach 1998 und 2018. Aber nun, gegen Argentinien, sind sie am Ende ihrer Kräfte und ihrer Möglichkeiten, sie haben keine wirkliche Chance, auch in der zweiten Halbzeit nicht, obschon Zlatko Dalic mit seinen Wechseln auf die Offensive setzt.
Das pure Spektakel
In der 81. Minute tritt Modric ab. Sein Team ist längst besiegt. Keiner in kroatischem Rot-Weiss braucht sich deshalb zu grämen. Alle können sie stolz sein auf ihre Leistung in Katar.
Gut zehn Minuten vor Modrics Abgang hat Messi nochmals eine Einlage gehabt, die auf diesem Niveau wohl keiner sonst bieten kann. Am rechten Flügel liefert er sich einen Zweikampf mit Gvardiol, an dieser WM ist das nun nicht irgendein Verteidiger, sondern eine der grossen Entdeckungen, aber was Messi nun mit ihm anstellt, wie er sich an ihm vorbei dreht, das ist das pure Spektakel. Alvarez bedankt sich für Messis Vorarbeit mit dem 3:0.
Das Spiel ist von vorbildlicher Fairness. Die Kroaten anerkennen die Überlegenheit des Gegners. Die Argentinier haben, anders als gegen die Niederlande, keinen Grund, sich provoziert zu fühlen.
Keiner steht mehr im Mittelpunkt als Messi. Er ist auf einer Mission. Und die Mission heisst: gleichziehen mit dem unvergleichlichen Maradona. Er sagt: «Es macht unglaublich Spass, so weit gekommen zu sein.»
In der zweiten Halbzeit machte Lionel Messi alles klar, als er seinen Gegenspieler Gvardiol austanzte und auf Julian Alvarez zurücklegte. Der Stürmer von Manchester City machte das 3:0, es war sein zweites Tor des Abends. Und es war die Entscheidung in dieser Partie.
Argentinien verhindert ein weiteres kroatisches Wunder und steht im WM-Final. Die Partie gegen Kroatien war lange kein Genuss, dann schossen die Südamerikaner in fünf Minuten zwei Tore, einmal traf Messi per Penalty, beim zweiten wuselte sich Alvarez durch die kroatische Abwehr und schob ein.
Die Kroaten schafften es danach nicht, den Argentiniern wirklich gefährlich zu werden. Darum stehen Messi & Co. wieder im WM-Final. Zuletzt war das 2014 der Fall, als sie gegen Deutschland verloren. Nun wird der Gegner Marokko oder Frankreich heissen, das kommt am Mittwochabend aus.
Wir danken an dieser Stelle fürs Dabeisein und fürs Mitlesen. In Kürze finden Sie hier einen ausführlichen Matchbericht.
Lovren noch einmal mit einem kernigen Abschluss und dann wars das!
Man muss es den Kroaten aber schon lassen, dass sie es noch immer probieren, hier ein Tor zu schiessen. Majer darf noch einen Eckball treten.
Wir sind in der Nachspielzeit, die Argentinier spielen das jetzt locker runter. Fünf Minuten gibt es noch.
Majer noch mit einem Schuss aus der Distanz. Obwohl noch abgelenkt kein Problem für Martinez.
Die letzten Minuten laufen und es sieht so aus, als hätten hier alle genug gesehen.
Und hier noch einmal zum geniessen: Lionel Messis Assist für Julian Alvarez:
Noch mehr Wechsel. Mac Allister geht, Molina ebenfalls und es kommen Correa und Foyth.
Geht noch etwas? Oder geht es nur noch um ein Ehrentor? Tagliafico muss eine Flanke zum Eckball klären.
Und beinahe! Perisic, heute der bestee Kroate, verlängert auf Lovren, der am zweiten Pfosten den Ball knapp verpasst.
Jetzt zaubern sie. Messi auf Dybala, der im zweiten Versuch auf Mac Allister, dessen Volley noch knapp am Tor vorbeifliegt.
Der Abgang des Luka Modric. Er wird mit Kroatien wohl noch um Rang 3 spielen, dann wars das, zumindest auf der WM-Bühne. Majer kommt für ihn.
Sie wollen sich nicht aufgeben, die Kroaten, aber es sieht so aus, als wäre hier alles entschieden. Orsic versucht es mit einem Schlenzer, weit über das Tor.
Auch die Argentinier wechseln gleich doppelt. De Paul und Alvarez gehen, Palacios und Dybala kommen. Ja, genau der Dybala, ein Weltklasse-Fussballer, der bei Argentinien ein Dasein auf der Ersatzbank fristet, weil er blöderweise auf der gleichen Position zu Hause ist wie Messi.
Perisic versucht es mal mit einem Freistoss aus ferner Distanz. Kein Problem für Martinez.
Ja, jetzt wird es wohl ein Ding der Unmöglichkeit für die Kroaten. Letzte Hoffnung: Livaja kommt für Kramaric.
LIONEL MESSI! Was für ein Wahnsinnsassist dieses Genies! Er tanzt mit Gvardiol wie der Marokkaner Boufal mit seiner Mutter, der Rest Kroatiens schaut zu, und in der Mitte steht Alvarez und schiebt locker ein. Das war Weltklasse – und es steht 3:0.
Es ist gerade etwas harzig hier. Nun sieht Romero die Gelbe Karte für ein Foul an Petkovic.
Wir wollen die Kroaten ja nicht ganz abschreiben, das ist bestimmt schon manchem Livetickerer zum Verhängnis geworden. Aber sagen wir es mal so: Es wird ganz, ganz eng.
Lovren mit einer Chance nach einem Freistoss! Doch die Argentinier können klären. So richtig eingreifen musste Goalie Martinez bisher nicht.
Einer für die Defensive: Lisandro Martinez kommt für Paredes.
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Author: Kelly Banks
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