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Was ist erlaubt und was nicht für Muslime an der Börse?


Seit Jahren wächst die Nachfrage nach Scharia-konformen Investments. Wie können Muslime sich im Einklang mit dem Islam an der Börse beteiligen, welche Grenzen gibt es und welche Banken unterstützen sie dabei?

Eigentum ist erlaubt, Zinsen nicht. Im Islam gelten bestimmte Vorschriften für Handel und Geschäfte innerhalb einer Volkswirtschaft. Was die islamische Finanzierung von dem konventionellen Finanzwesen grundlegend unterscheidet, ist das Verbot von Zinsen. Zudem müssen sich Muslime an bestimmte Konzepte wie "ethisches Investieren" und "moralisch einwandfreie Käufe" halten. Das Ziel soll dabei sein, Gerechtigkeit für alle Beteiligten zu schaffen.

Islamische Grundlagen

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Der Islam ist eine Religion, bei der nicht nur das individuelle Verhältnis zu Gott im Vordergrund steht, sondern die als Wegweiser für das gesamte Leben eines Menschen dient. Die Regeln und Bestimmungen, die es zu beachten und befolgen gilt, werden in der Scharia, dem islamischen Recht, dargelegt. Sie umfasst alle Aspekte des menschlichen Lebens, u.a. soziale, wirtschaftliche und politische Angelegenheiten. Abgeleitet wird sie von zwei Hauptquellen: Dem Koran als der direkten Botschaft Gottes und der Sunna, der Verhaltens- und Lebensweise des Propheten Mohammed. Folglich müssen sich auch islamische Banken an die Regeln und Gesetze der Scharia halten. Dies hat dazu geführt, dass islamische Banken einen Aufsichtsrat, das sogenannten Scharia-Board, haben müssen. Darin sind qualifizierte islamische Gelehrte vertreten, die darauf achten, dass alle Richtlinien der islamischen Finanzierung gemäß der Scharia eingehalten werden. Verboten sind zum Beispiel die unrechtmäßige Bereicherung oder Transaktionen, die mit hohen Risiken oder Spekulationen verbunden sind oder das Investieren in verbotene Branchen, wie etwa den Vertrieb von Alkohol oder Schweinefleisch.

Daraus haben sich drei wichtige Prinzipien herausgebildet, die das islamische Finanzsystem von konventionellen Finanzsystemen unterscheidet:

Verbot von Zinsen

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Das wichtigste Prinzip der islamischen Finanzierung stellt das Verbot von Zinsen (Riba) dar. Nach der Scharia ist es Muslimen weder erlaubt, Zinsen zu vereinnahmen, noch zu zahlen. Zinsen begünstigen aus islamischer Sicht eine finanzielle Aktivität, durch die sich der Reichtum in den Händen einiger weniger Menschen anhäuft und der Kreditnehmer dem Risiko eines möglichen Verlusts ausgesetzt ist. Außerdem motiviert der Islam die Menschen dazu, sich ihren Gewinn und ihr Vermögen durch selbständige Arbeit anstatt durch Finanzgeschäfte zu erwirtschaften. Die Anhäufung von Zinsen wird dagegen als selbstsüchtig betrachtet. Riba gilt als eine unrechtmäßige Vermögensanhäufung und ist in jeder Hinsicht verboten - sei es bei Unternehmensinvestitionen oder für private Geldanlagen. Ziel ist die Schaffung eines Finanzsystems, das gerecht und für alle Beteiligten mit Vorteilen verbunden ist.

Gewinn- und Verlustbeteiligung

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Ein weiteres wichtiges Prinzip der islamischen Finanzierung: Die Gewinn- und Verlustbeteiligung. Dabei handelt es sich um eine Form der Partnerschaft, in der die Parteien als Handelspartner angesehen und gleichermaßen am Gewinn und Verlust der Investition beteiligt sind. Der Islam verbietet außerdem jegliche Form von Spekulationen (Gharrar) und Glücksspiel (Maysir). Vertragspartner müssen genauestens über Gegenstand und Folgen eines Vertrages in Kenntnis gesetzt werden. Mit einbezogen sind auch Geschäfte, die mit einem unkalkulierbaren Risiko behaftet sind und einen unsicheren Preis beinhalten. Maysir bezeichnet Geschäfte, deren Verlauf und Ausgang nicht immer kalkulierbar sind. Gemeint ist jegliche Beteiligung an Glücksspielen, aber auch an Geschäften, die damit verbunden sind.

Finanzmethoden

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Heutzutage gibt es verschiedene Finanzmethoden, die von islamischen Banken angeboten werden. Eine davon ist die Murabaha. Hierbei erwirbt das Geldinstitut die zu finanzierenden Güter und verkauft sie anschließend an den Kunden weiter. Da die Bank hier als Zwischenhändler ein gewisses Risiko übernimmt, steht ihr nach der Scharia ein angemessener Ertrag zu. Diesen muss der Kunde mittels eines Aufschlags auf den ursprünglichen Preis zahlen.
Eine weitere Methode der islamischen Finanzierung ist die Mudaraba, die dem Sondervermögen der Kapitalanlagegesellschaften gleichkommt. Ein Treuhänder übernimmt die Funktion der Kapitalanlagegesellschaft und legt Vermögenswerte der Kunden an. Für seine Dienste erhält der Treuhänder regelmäßig einen festen Anteil am Ertrag aus den Investitionen. Für kleinere Investitionen eignet sich die Musharaka, eine Beteiligungsfinanzierung durch Beteiligung auf Zeit. Der Kunde bringt hierbei Vermögensgegenstände und das jeweilige Finanzinstitut Geld in die Beteiligung. Die Aufteilung der Gewinne erfolgt nach einer bestimmten vereinbarten Formel, der Verluste hingegen jeweils in Höhe der Kapitalanteile.
Ähnlich dem Operating Leasing, gestattet ein Finanzinstitut bei der Ijara seinem Kunden die vorübergehende Nutzung eines Wirtschaftsgutes gegen Entgelt. Ähnlich wie bei Murabaha erwirbt die Bank die Gegenstände auf eigene Kosten und vermietet diese an den Kunden. Diese Methode kommt insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen zur Asset-Finanzierung, wie beispielsweise beim Schiffs-, Flugzeug- oder Ausrüstungserwerb, vor. Möchte man schließlich in noch nicht fertige Projekte finanzieren, so eignet sich hierfür die Istisna. Diese findet statt, wenn ein Bankinstitut im Auftrag eines Kunden den Unternehmer mit der Herstellung der jeweiligen Güter beauftragt. Er finanziert die Fertigstellung der Waren und verkauft diese weiter an den Kunden, der wiederum den Werklohn zzgl. eines Gewinnaufschlags zahlen muss.

Muslime und Aktienhandel - Welche Möglichkeiten gibt es?

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Den meisten Muslimen ist bekannt, dass Zinsgeschäfte aus islamischer Sicht verboten sind, jedoch besteht eine große Unsicherheit bezüglich des Handelns mit Aktien. Was ist erlaubt und was nicht? Bei einer Aktie handelt es sich um einen Anteilsschein und somit um eine Unternehmensbeteiligung. Sich an einem Unternehmen zu beteiligen, ist zunächst nicht verboten, jedoch kommt es darauf an, um was für ein Unternehmen es sich handelt. Entspricht es nicht den islamischen Grundsätzen, ist es einem Muslim auch nicht erlaubt, den entsprechenden Anteilsschein zu erwerben. Ob ein Unternehmen dem islamischen Recht entspricht oder nicht, wird von der Accounting and Auditing Organisation for Islamic Financial Institutions (AAOFI) geprüft. Diese ist unter anderem für die Festlegung von Standards für Islamische Banken und für die Prüfung der Konformität von Unternehmen zuständig.

Das Prüfverfahren lässt sich grob in zwei Teile gliedern: Die Sektor- und Finanzanalyse. Die Sektoranalyse bezeichnet die Prüfung des Geschäftsmodells eines Unternehmens. Dabei soll sichergestellt werden, dass das Unternehmen seinen Gewinn aus erlaubten Quellen erwirtschaftet. Nicht erlaubte Quellen sind beispielsweise Einnahmen aus dem Handel mit Alkohol, Schweinefleisch oder Glücksspiel. Die Finanzanalyse hingegen bezeichnet die Untersuchung von Finanzkennzahlen, die innerhalb eines gewissen Rahmens sein sollten. Ein Unternehmen sollte beispielsweise nicht mehr als 33 Prozent Verbindlichkeiten haben.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich islam-konforme Aktien aus einem spezialisierten Index auszusuchen, beispielsweise aus dem Dow Jones Islamic Index oder dem Dow Jones Islamic Market Titans 100. Letzterer schaffte in den vergangenen drei Jahren ein Plus von knapp 33,5% und beinhaltet Aktien wie z.B. Apple, Microsoft oder Johnson & Johnson. Es gibt eine Reihe von Banken, die Muslime dabei unterstützen, sich an der Börse zu beteiligen. Hierbei spielen insbesondere islamische Banken eine große Rolle, von denen es mittlerweile mehr als 300 in 75 Ländern gibt. Aber auch konventionelle Banken beteiligen sich am Markt für islamische Investitionen. Darunter die HSBC, Citibank, Standard Chartered und die Deutsche Bank.

Redaktion finanzen.net

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Author: Kimberly Martinez

Last Updated: 1703084403

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